001 - Rot wie Blut by Bella Higgin

001 - Rot wie Blut by Bella Higgin

Autor:Bella Higgin [Higgin, Bella]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy/Sci-Fi
Herausgeber: cbt
veröffentlicht: 2023-10-02T00:00:00+00:00


KAPITEL 16

Edmond

Renies Haar wehte wie der Schweif eines Kometen hinter ihr her, während sie davonrannte. Edmond sah ihr nach.

Junes Augen richteten sich auf ihn, ihr Knebel von rostrotem Speichel getränkt. Vampire ernährten sich nur von Menschen, aber Rasende nahmen, was immer sie kriegen konnten – und wenn June sich hätte befreien können, hätte sie sich ebenso auf ihn gestürzt wie auf Renie.

Kopfschüttelnd verließ er den Raum.

Renie hatte ihm erklärt, dass sie die Wahrheit als noch grausamer empfand als zuvor, als sie June für tot gehalten hatte. Er begriff allmählich, wie recht sie damit hatte. Indem sie ihr versichert hatten, es bestünde eine Chance, June zu retten, hatten sie Renie Hoffnung gegeben, und die konnte das Grausamste überhaupt sein. Renie würde sich so lange wie möglich daran klammern und wenn es am Ende doch nicht funktionierte, würde sie am Boden zerstört sein. Vielleicht hätten sie ihr diese Hoffnung gar nicht erst schenken sollen.

Aber das war nicht seine Entscheidung gewesen.

»Was ist passiert?«, fragte Ysanne, während Edmond die Tür hinter sich schloss und June wieder wegsperrte.

»Es hat nicht funktioniert.«

Leicht gereizt blähten sich Ysannes Nasenflügel auf.

»Wir können nicht sofort Wunder erwarten«, ermahnte Edmond sie. »Renie hat immer noch einiges zu verarbeiten und wir müssen ihr die Zeit geben, das alles zu verkraften.«

»Ihr bleibt noch genügend Zeit, es noch einmal zu versuchen«, warf Ludovic ein und Edmond nickte, während sie beide auf Ysannes Reaktion warteten.

Das hier war ihr Kreuzzug, daher lag die endgültige Entscheidung bei ihr. Aber sie war nicht töricht genug, zu glauben, ein einziger Tag würde genügen, um die rasende Blutgier aus Junes Geist zu vertreiben. Dies würde ein langer, harter Kampf werden und Renie musste für diese Herausforderung gewappnet sein.

Edmond glaubte an sie. Von dem Moment an, als Renie in Belle Morte eingetroffen war, hatte sie mehr als deutlich gemacht, dass sie sich nicht einschüchtern oder vertreiben ließ, und sie hatte sich rundheraus geweigert, die Lügen zu schlucken, die Ysanne ihr aufgetischt hatte. Edmond hatte weder ihre Wildheit noch ihre Entschlossenheit erwartet oder die Tatsache, dass sie so lebendig wirkte.

Sie war nur ein kleiner Fisch in einem großen Teich, aber sie schlug gewaltige Wellen – und sie waren Edmond nicht entgangen. Renie Mayfield hatte etwas ganz Besonderes an sich. Man durfte jemanden, in dem so viel Leben, Beharrlichkeit und Leidenschaft steckte, niemals unterschätzen.

Aber nun hatte sich all diese Leidenschaft in Trauer aufgelöst und diese Traurigkeit in Renies Augen zu sehen, hatte Edmond genau an der Stelle wehgetan, an der einst sein Herz geschlagen hatte. Er konnte ihr zwar nicht dabei helfen, June zu retten, aber er konnte dafür sorgen, dass sie bei dieser gewaltigen Aufgabe nicht allein war.

Wenn er sonst schon nichts für sie tun konnte, konnte er wenigstens das sein, was sie jetzt brauchte: ein Freund.



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